Die Melisse

lat. Melissa officinalis

Fast jeder kennt den „Klosterfrau Melissengeist“. Doch wer weiß, dass hinter diesem Produkt in der blauen Schachtel eine höchst außergewöhnliche Firmengründerin steckt?

Die Klosterfrau Maria Clementine Martin verlässt ihren Orden, als unter Napoleon alle Klöster verstaatlicht wurden. In der Schlacht von Waterloo pflegt sie unter größtem Einsatz Verwundete. Ab 1825 lebt sie in Köln und nutzt ihre guten Kenntnisse aus der Klosterapotheke und Pflanzenheilkunde, um ihr „Melissenwasser“ als Arznei herzustellen. Je erfolgreicher ihre Firma ist, umso lauter wurde die Frage: Darf sie als Frau, die einmal das Gelübde der Armut abgelegt hat, ein profitables Geschäft betreiben? Einige interessante Bücher wurden bereits zur Geschichte des „Klosterfrau Melissengeistes“ verfasst.

Schon immer galt die Melisse in der Volksheilkunde als Allheilmittel gegen die verschiedensten Leiden. In früheren Zeiten wurde die Melisse, die einen Leckerbissen an Nektar liefert, von den Imkern vor dem Bienenhaus als Futterpflanze angebaut, woher auch ihr botanischer Name rührt (griechisch: melissa = Biene, meli = Honig).  

Beheimatet ist die Melisse im östlichen Mittelmeergebiet und in Kleinasien. Da sie stark nach Zitronen duftet, wird sie auch Zitronenmelisse genannt. Die Blätter sitzen sich paarweise am Stängel gegenüber und ähneln in ihrer Form denen der Brennnessel. Auf der Blattoberfläche ist das ätherische Öl enthalten, dessen Zitronenduft besonders intensiv wird, wenn man die Blätter reibt. Es enthält eine komplexe Mischung aus heilsamen Inhaltsstoffen. Hauptwirkstoffe sind dabei Citral und Citronellal sowie Gerbstoffe der Rosmarinsäure, Triterpene, Phenylcarbonsäuren und Flavonoide.

Melisse für eine gute Nacht und mehr Vitalität am Tag

Die Hauptwirkung der Melisse ist sicher die beruhigende Wirkung auf unser Nervensystem. Melisse wirkt schlaffördernd, vertreibt Herzrasen und innere Unruhe. Morgens oder bei Abgespanntheit wirkt Melissentee hingegen belebend, erfrischend und gibt Stärke. Sie wirkt aber auch auf unsere Psyche ein, indem sie die Stimmung erhellt und uns etwas positiver denken lässt. Die Melisse ist auch ein bekannter Virenhemmer – sie wirkt sehr stark gegen Herpesviren, aber auch gegen alle möglichen Grippeviren. Bei Verdauungsproblemen wirkt sie entkrampfend auf Magen und Darm. Nach längerer Krankheit kann sie den Appetit steigern. Melissentee kann man auch äußerlich als Umschlag oder Kompresse anwenden. Dazu tränkt man ein Baumwolltuch mit Melissentee und legt es auf die betroffene Stelle. Mit solchen Melissen-Umschlägen kann man Geschwüre, Beulen, Blutergüsse, Insektenstiche, aber auch Nervenentzündungen und Milchstau bei stillenden Müttern behandeln. Generell sollte der Melissentee, wie alle Kräutertees, nicht länger als 3 Monate getrunken werden.

Melissen-Tinktur zum Selbermachen für die Hausapotheke:  

Eine Melissen-Tinktur hilft gut gegen Kreislaufbeschwerden (2x täglich 15 Tropfen einnehmen), gegen Herpes sowie Kopfschmerzen (Tinktur verdünnt im Verhältnis 1:1 mit Wasser auftragen bzw. an den Schläfen einmassieren).

Tipp:

Melissen-Tinktur:

20 g Melissenblätter mit 100ml 70%igem Alkohol übergießen. Zehn Tage lang an einem warmen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung ziehen lassen und dann abfiltern. In einem luftdichten Glas aufbewahren.