Der Spitzwegerich

lat. Plantago lanceolata L.

Der Spitzwegerich ist eines der Wiesenkräuter, die fast jeder kennt, von der jedoch kaum einer den Namen weiß. Rippenkraut, Schafzunge, Aderblatt – hinter all diesen Namen steckt der Spitzwegerich. Die Arzneipflanze des Jahres 2014 schaffte es sogar bis in die Weltliteratur. In Shakespeares „Romeo und Julia“ heißt es da gleich im ersten Akt: „Ein Blatt vom Wegerich dient dazu vortrefflich“ – „Ei, sag, wozu?“ – „Für Dein zerbrochnes Bein.“ 

Das Wort „Wegerich“ leitet sich aus dem Althochdeutschen ab und bedeutet übersetzt „König der Wegränder“ und „Wegbeherrscher“, womit er genau beschrieben wird: Er ist eine sehr genügsame und ausdauernde Pflanze und wächst fast immer und überall. Schon im zeitigen Frühjahr erkennt man ihn an seinen langen schmalen Blättern, die wie Lanzen aus dem Boden schießen.

Eine Pflanze auf Reisen

Die Indianer nannten den Spitzwegerich zur Zeit der Eroberung ihres Kontinents durch die Europäer „Fußtritt des weißen Mannes“. Überall, wo die Weißen in das Land eindrangen, folgte ihnen der Wegerich. Durch die schleimige Außenschicht bleiben die Wegerichsamen leicht kleben. Sie haben sich so an die Fußsohlen der Menschen geheftet, an die Wagenräder gehängt, sich in die Hufe der Pferde gedrückt. Die so verschleppten Samen wuchsen viele Meilen von ihrem Ursprung entfernt zu neuen Wegerichpflanzen heran.

Warum der Spitzwegerich auch Lungenblattl genannt wird

Seit der Antike ist bekannt, dass in dem unscheinbaren Kraut arzneilich wirksame Inhaltsstoffe vorkommen. Damals setzten Heilkundige Wegerichgewächse gegen Magen-Darm-Beschwerden, Skorpionstiche und Schlangenbisse ein. Seit dem 11. Jahrhundert wird die Heilpflanze bei Husten, Fieber und Insektenstichen verwendet. Als pflanzliche Arznei kommt das ganze Kraut zum Einsatz, also alle Pflanzenteile außer der Wurzel. Seine wirksamen Inhaltsstoffe sind ätherisches Öl, Cumarin, Flavonoide, Gerbstoffe, Iridoidglycoside (Aucubin, Catalpol, Asperulosid), Lab-Enzym, Mineralstoffe (Kieselsäure, Silicium), Saponine, Schleimstoffe und Vitamin C.

In der Volksmedizin verwendet man den Spitzwegerich schon seit Jahrhunderten als Mittel zur Auswurfförderung, bei Geschwüren im Bereich des Mundes und zur primären Wundversorgung. Am häufigsten aber wird das Heilkraut bei Erkältungsbeschwerden, Bronchitis und hartnäckigem Husten verwendet. Ebendarum ist Plantago lanceolata Zutat zahlreicher Hustenteemischungen oder Hustenbonbons. Dabei kommt die Wirkung der Schleimstoffe und Gerbstoffe zum Tragen. Äußerlich aufgetragen kann man mit Spitzwegerich entzündliche Hautveränderungen, Hauterkrankungen, Verletzungen der Haut und Insektenstiche behandeln.

Erste-Hilfe-Tipp bei Insektenstichen: 

Der Spitzwegerich hat sich als sogenanntes grünes Pflaster bewährt. Die Kieselsäure sowie die blutungsstillenden und antiseptischen Inhaltsstoffe helfen, kleinere Schürfwunden zu versorgen, bakteriellen Entzündungen vorzubeugen und die Wundheilung zu fördern.

Vor allem im Sommer schwirren sie herum und stechen gelegentlich auch zu: Bienen, Wespen und andere Insekten. Wurde man von einem Insekt erwischt, ist der Spitzwegerich die richtige Wahl. Einfach mehrere lange Spitzwegerich-Blätter aufeinanderlegen und verknoten. Dann den Knoten so lange in den Handinnenflächen reiben, bis Pflanzensaft austritt, den man dann auf den Stich gibt. Der Schmerz lässt nach und der Stich schwillt langsam ab. Hilft übrigens ebenso gut bei Brennen und Jucken nach einer Berührung mit Brennnesseln.